Arzneimitteltherapie
Wie wirken die verschiedenen Medikamente?
Die meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen lassen sich heute dank moderner Medikamente gut in den Griff bekommen. Welches Medikament Ihr Arzt für Sie auswählt, wird ganz von ihrem persönlichen Fall abhängen. Dabei spielen Faktoren wie Ihr Alter, Schwere der Erkrankung oder das Vorliegen bestimmter Begleiterkrankungen eine Rolle. Manchmal wählt der Arzt auch eine Kombination verschiedener Medikamente, die sich in ihrer Wirkung gut ergänzen.
Nachfolgend erhalten Sie einen kurzen Überblick über die wichtigsten Medikamentengruppen und das jeweilige Wirkprinzip.
Diese Wirkstoffe hemmen ein körpereigenes Enzym, das maßgeblich zur Bildung von Angiotensin II beiträgt. Angiotensin II ist ein Hormon, das die Blutgefäße verengt und daher zu einer Blutdruckerhöhung führt. Wird weniger dieses körpereigenen Stoffes gebildet, wird der Blutdruck gesenkt.
Heute sind ACE-Hemmer auch zur Behandlung der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) im Einsatz, weil sie durch die Blutgefäßerweiterung den Blutfluss erleichtern und somit das Herz entlasten.
Bei beiden Indikationen gehören die ACE-Hemmstoffe aufgrund ihrer guten Verträglichkeit zu den Mitteln der ersten Wahl.
Zu den Antiarrhythmika zählen zahlreiche verschiedene Medikamente, die bei Herzrythmusstörungen eingesetzt werden. Diese beeinflussen in unterschiedlicher Weise die Bildung und Weiterleitung der elektrischen Erregungen im Herzen. Bei der Behandlung mit Antiarrhythmika müssen unter anderem die Häufigkeit und Schwere der Rhythmusstörungen, sowie Art und Ausmaß der zugrunde liegenden Herzerkrankung berücksichtigt werden. Mehr zu Antiarrhythmika
Betablocker blockieren die so genannten Beta-Rezeptoren am Herz und an den Gefäßwänden und hemmen dadurch die Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Dies führt zu einer Entlastung des Herzens, indem die Herzschlagfolge verlangsamt und die Kraft, mit der sich der Herzmuskel zusammenzieht, vermindert wird. Das Herz arbeitet sozusagen im Schongang. An den Blutgefäßen führen Betarezeptorenblocker zu einer Erweiterung.
Heute werden Betablocker erfolgreich zur Behandlung von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit und bestimmter Herzrhythmusstörungen eingesetzt.
Seit kurzer Zeit werden sie auch zur Therapie der Herzinsuffizienz verwendet, nachdem große wissenschaftliche Studien eine verbesserte Lebenserwartung durch Betarezeptoren-Blocker nachgewiesen haben. Die Therapie sollte allerdings sehr vorsichtig und in niedriger Dosierung begonnen werden.
Zu Beginn der Therapie ist eine verminderte körperliche Belastbarkeit des Patienten möglich. Nach einigen Monaten Therapie steigt die Belastbarkeit deutlich an.
Calciumantagonisten erweitern die Blutgefäße und Koronararterien. Dadurch wird einerseits der Blutdruck gesenkt und das Herz entlastet. Andererseits kann mehr Blut durch die erweiterten Koronararterien fließen und dadurch die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels deutlich verbessert werden.
Calciumantagonisten werden bei Bluthochdruck und für die Dauerbehandlung der koronaren Herzkrankheit eingesetzt.
Diuretika werden im Volksmund auch „Wassertabletten" genannt. Sie steigern die Wasser- und Salzausscheidung über die Niere. Dadurch verringert sich die Flüssigkeitsmenge im Blutkreislauf und der Druck in den Arterien wird geringer. Wenn Sie ein Diuretikum einnehmen, werden Sie wahrscheinlich häufiger zur Toilette gehen müssen. Diuretika werden in der Langzeitbehandlung unter sorgfältiger Kontrolle des Mineralstoffhaushaltes (Kalium, Natrium) angewandt.
Gerinnungshemmer verzögern die Blutgerinnung, indem sie die körpereigene Produktion bestimmter Gerinnungseiweiße herabsetzen. Die Gerinnungszeit wird dadurch gezielt verlängert und die Entstehung von unerwünschten Gerinnseln, die ein Blutgefäß verstopfen können, wird verhindert. Die Hemmung der Blutgerinnung durch Medikamente muss genau eingestellt werden. Wird die Blutgerinnung beispielsweise zu schwach gehemmt, ist kein ausreichender Schutz vor der Bildung von Gerinnseln gewährleistet.
Eine zu starke Hemmung der Blutgerinnung dagegen erhöht die Neigung zu verstärkten Blutungen.
Daher sind häufige und regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung notwendig.
Nitrate entlasten durch eine Erweiterung der Venen und der Arterien das Herz. Dadurch verringern sie zum einen den Sauerstoffbedarf des Herzens, zum anderen verbessern sie die Sauerstoffversorgung der Herzmuskulatur.
Einige dieser Medikamente wirken sehr schnell und werden als Spray oder Zerbeißkapsel bei einem Angina-Pectoris-Anfall eingesetzt. Hier sorgen sie dafür, dass das Herz rasch wieder durchblutet wird.
Für die Dauerbehandlung der koronaren Herzkrankheit werden langwirksame Präparate eingesetzt, um einen Angina-Pectoris-Anfall möglichst zu verhindern.
Darüber hinaus können Nitrate unterstützend bei einer chronischen Herzinsuffizienz eingesetzt werden.
Sie verringern die Wirkung des Hormons Angiotensin II. Dies führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße und der Blutdruck sinkt. Angiotensinrezeptoren-Blocker sind den ACE-Hemmern sowohl in der Wirkweise als auch in den auftretenden unerwünschten Wirkungen sehr ähnlich. Sie gelten als Alternative, wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden.
Thrombozytenaggregationshemmer haben die Aufgabe, die Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) zu verhindern. Dabei soll insbesondere das Wachstum von Blutgerinnseln (Thromben) in den Schlagadern (Arterien) unterbunden werden. Thromben können die Arterien unter Umständen verstopfen und die Versorgung wichtiger Organe erschweren oder nicht mehr möglich machen. Das hauptsächliche Einsatzgebiet von Thrombozytenaggregationshemmern ist die Vorbeugung von Schlaganfällen, Herzinfarkten und anderen Durchblutungsstörungen.
Was sollte bei der Einnahme von Medikamenten beachtet werden?
Immer wieder wird die mangelnde „Compliance” bei Herz-Kreislauf-Patienten beklagt. Gemeint ist damit, dass leider sehr viele Patienten ihre Arzneimittel nicht wie verordnet einnehmen.
Die Medikamente werden oft nicht regelmäßig eingenommen oder vorzeitig abgesetzt. Die Folgen sind z.B., dass Blutdruck und Cholesterinspiegel nicht ausreichend gesenkt werden.
Viele Patienten sind verständlicherweise verunsichert, wenn sie die Packungsbeilage ihres Herzmittels lesen und befürchten, dass sie ihrer Gesundheit mit diesem Medikament eher noch schaden. Abhängig vom Arzneimittel treten die in der Gebrauchsinformation beschriebenenen Nebenwirkungen allerdings nur bei sehr wenigen Patienten auf. Andere klingen im Laufe der Behandlung wieder ab. Entscheidend ist aber, dass bei allen zugelassenen Medikamenten der Nutzen die möglichen Risiken überwiegt.
Den Nutzen eines Mittels gegen Bluthochdruck oder gegen hohen Cholesterinspiegel spürt der Patient natürlich erst einmal nicht. Aber erreicht werden soll ja nicht nur eine Blutdruck- oder Cholesterinsenkung, sondern es sollen vor allem die Folgen, wie Schlaganfall oder Herzinfarkt, vermieden werden. Daher ist es wichtig, dass Sie die Einnahmeempfehlungen des Arztes befolgen und Ihr Arzneimittel wie verordnet einnehmen.
Bei anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen merken Sie, dass sich die Beschwerden bessern. Setzen Sie Ihre Medikamente dann nicht ab, sondern nehmen Sie sie weiter so ein, wie es Ihnen Ihr Arzt verordnet hat. Auch wenn die Medikamente nicht mehr so gut wirken oder bei Ihnen Nebenwirkungen auftreten, sollten Sie erst mit Ihrem Arzt sprechen, bevor Sie die Dosis Ihrer Medikamente verändern.
Nehmen Sie Ihre Medikamente immer mit genügend Flüssigkeit, am besten mit einem Glas Wasser, ein. Manche Getränke, wie Milch oder Grapefruitsaft, eignen sich dafür weniger, da sie die Wirksamkeit oder Verträglichkeit bestimmter Arzneimittel beeinflussen können.
Einige Arzneimittel sollten nicht gemeinsam mit anderen eingenommen werden. Sie sollten daher Ihren Arzt über alle von Ihnen verwendeten Arzneimittel informieren. Das gilt auch für rezeptfrei in der Apotheke oder in der Drogerie oder im Supermarkt gekaufte Arzneimittel.
Wenn Sie einmal eine oder mehrere Einnahmen vergessen haben sollten, so nehmen Sie beim nächsten Mal nicht die doppelte oder mehrfache Menge, sondern setzen Sie die Einnahme mit der verordneten Dosis fort. Hinweise zur Einnahme (z.B. vor oder nach einer Mahlzeit), zur Aufbewahrung des Arzneimittels und weitere Empfehlungen entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel.
Fragen Sie bei Unklarheiten Ihren Arzt oder Apotheker.
Einnahmeplan für Ihre Medikamente
Entscheidend für den Erfolg einer Therapie ist die Therapietreue, d.h. die regelmäßige Einnahme Ihres Medikaments bzw. Ihrer Medikamente. Daher ist es wichtig, dass Sie die Einnahmeempfehlungen des Arztes befolgen und Ihr Arzneimittel wie verordnet einnehmen.
Vereinfachen Sie sich die richtige Medikamenteneinnahme und verwenden Sie einen Einnahmeplan. Tragen Sie hier die verschiedenen Medikamente und die jeweilige Einnahmezeit ein. Dann legen Sie Ihren Plan am besten in die Nähe Ihrer Medikamente und haken jede Einnahme ab.
So ist die korrekte Medikamenteneinnahme ganz einfach!
Einnahmeplan als Druckversion (PDF)
Wichtige Hinweise für die Medikamenteneinnahme:
- Befolgen Sie immer die Einnahmeempfehlungen Ihres Arztes.
- Lesen Sie die Gebrauchsinformation (Beipackzettel) genau durch.
- Nehmen Sie Ihre Medikamente immer mit genügend Flüssigkeit ein, am besten mit einem Glas Wasser.
- Ändern Sie auf keinen Fall ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt die Dosierung eines Medikaments und unterbrechen Sie nicht die Einnahme.
- Kontaktieren Sie Ihren Arzt, sollten mögliche Nebenwirkungen auftreten.
- Bewahren Sie - sofern möglich - auch an Ihrem Arbeitsplatz einige Tabletten auf, falls Sie die Einnahme zu Hause vergessen haben sollten.
- Sorgen Sie stets für einen ausreichenden Vorrat an Tabletten, besonders wenn Sie auf Reisen gehen.